Mindset & Persönliches

Achterbahn Online-Business: Aus dem Nähkästchen geplaudert

Eva Dragosits, Kopf an Betonsäule

Achterbahn Online-Business: Ein Online-Business aufzubauen ist ganz schön viel Arbeit. Meistens werden nur die Erfolge nach außen kommuniziert; die schwierigen Zeiten werden dezent verschwiegen. Heute plaudere ich mal aus dem Nähkästchen – vor allem über die Dinge, die nicht so rund laufen wie geplant!

Inhaltsverzeichnis

Gemütliches Frühstück wird zum Blogbeitrag

Ein Samstag Mitte März am Frühstückstisch: Mein Mann und ich sitzen gemütlich beim Frühstück. Ich erzähle, dass ich aus meinen Statistiken, Seitenaufrufe und Zugriffszahlen momentan nicht schlau werde:

  • Ich auf meinem Backblog ichmussbacken so wenig Seitenaufrufe wie seit Jahren nicht. Trotzdem ist der Blog im März 22 auf Platz 36 im Blogheim-Ranking, dem Ranking aller österreichischen Blogs.
  • Mit diesem Unternehmens-Blog mit mehreren Keywords aus Seite 1 bei Google, zum Beispiel mit dem Keyword „bloggen anfangen“. Das bringt mir aber so gut wie keine Zugriffe auf den Blog.
  • Ich poste regelmäßig auf Social Media, aber da scheint es sogar einen negativen Zusammenhang zu geben: Je aktiver ich werde, desto weniger Menschen erreiche ich.

Mein Mann hört mir zu, schüttelt den Kopf und meint irgendwann: „Du hast sooo keinen Erfolg mit dem, was du machst!“ Wir sehen uns an und müssen schallend lachen. Weil es stimmt.

Nüchtern betrachtet sieht es folgendermaßen aus: Ich hänge mich rein und arbeite viel und konsequent an meinem Business. Aber gemessen an meinem Einsatz kommt zu wenig dabei raus.

Hände halten eine Tasse Kaffee, die auf schwarzer Tischplatte steht

Ich fand die Aussage meines Mannes so erfrischend ehrlich, dass ich sie auf Facebook in meiner Netzwerk-Community gepostet habe. Damit habe ich wohl einen Nerv getroffen: Die Diskussion zum Thema „Erfolgreich-sein im Online-Business“ ging den ganzen Tag durch, war intensiv und entwaffnend offen; ich habe das kurz in meinem Blogbeitrag 12 von 12 im März 22 angedeutet. Sieht so aus, als bin ich nicht die Einzige, die die derzeitigen Entwicklungen im Online-Business kritisch sieht und nicht ganz damit klarkommt!

Weil mich dieses Thema so beschäftigt, habe ich meine Überlegungen in diesem Blogbeitrag zusammengefasst Ich spreche also mal Klartext über 7 Themen, die ich gerade in meinem Online-Umfeld beobachte und die mich betreffen. Und ich versuche, dem Ganzen einen Rahmen und einen optimistischen Ausblick zu geben!

Eines noch: In diesem Blogbeitrag gehe ich ganz bewusst von mir, meiner Situation und meinen Erfahrungen aus. Ich bin mir sicher, dass viele Online-Anbieter*innen und Kursteilnehmer*innen ganz andere Erfahrungen haben als ich. Deshalb will ich nicht verallgemeinern. Ich rede nur von mir und meiner Wahrnehmung!

Thema 1. Schein und Wirklichkeit: Schneller Erfolg und unermesslicher Reichtum durch Online-Kurse? Ha!

Ich baue seit Anfang 2020 mein Online-Business auf. Meinen ersten Online-Kurs zum SEO-Texten habe ich im Mai 2020 gehalten, im ersten Corona-Lockdown. Damals war ich fasziniert und begeistert von den Möglichkeiten des Online-Business: Da kann man einfach einen Kurs erstellen und an 10, 20, vielleicht sogar 100 Kund*innen gleichzeitig verkaufen? Genial. Damit lässt sich ja wirklich einfach und schnell Geld verdienen!

Nach diesem ersten Online-Kurs wollte ich mein Business auf stabile Beine stellen. Ich habe also meine Hausaufgaben gemacht und mich umfassend weitergebildet.

Mittlerweile bin ich ernüchtert und auf dem Boden angekommen. Die Diskrepanz zwischen dem, was in diversen Online-Kursen versprochen wird, und dem, was ich erlebe, ist enorm: Da ist nichts mit schnellem Reichtum.

Der Online-Kurs-Kreislauf, so wie ich ihn wahrnehme

Ich habe lange gebraucht, bis ich durchschaut habe, wie das Online-Kurs-Marketing abläuft: Erst kommen verheißungsvolle Marketing-Versprechungen. Etwa so: „Das ist der einzige Kurs, den du brauchst, um … durchzustarten; reich zu werden/erfolgreich zu bloggen/sechsstellige Launches hinzulegen, …“ You name it.

Die Versprechungen sind echt gut gemacht. Selbst wenn man sich bewusst ist, dass sie Marketing sind und dementsprechend plakativ gestaltet sind, bleibt der Kern des Versprechens: Mit diesem OnlineKurs wird es dir besser gehen!

Also bucht man den Kurs, arbeitet brav und motiviert die Inhalte durch, setzt sie um. Und dann passiert – nichts. Der versprochene Erfolg tritt nicht ein.

Allerdings tauchen jetzt diverse Testimonials auf, die zeigen, dass der Kurs funktioniert. Entweder von Kund*innen aus dem vorigen Kurs, oder – noch schlimmer – von Kolleg*innen aus dem Kurs, an dem man selber gerade teilnimmt. Die haben es geschafft! Yesss! Der Kurs funktioniert!

Bei mir passiert allerdings folgendes: Ich sehe die Testimonials und frage mich, warum ich NICHT den versprochenen Erfolg habe. Am Kurs kann es nicht liegen. Es gibt ja Testimonials, die zeigen, dass er den versprochenen Erfolg bringt. Wenn es also nicht klappt mit dem Erfolg (und dem schnellen Reichtum), dann muss es an mir liegen.

Eva Dragosits sitzt nachdenklich in einem Meeting-Raum, mit Block und Stift, im Hintergrund ein Flipchart
Wo bleibt der denn, der Durchbruch?!?

An die, die nicht so durchstarten wie die Vorzeige-Teilnehmer*innen, werden entsprechende Botschaften ausgesendet:

  • Man hat nicht hart genug gearbeitet.
  • Oder man ist nicht drangeblieben und hat zu früh aufgehört.
  • Wahrscheinlich hat man irgendeine Stellschraube falsch gedreht. Das müsste man sich genauer anschauen.
  • Vermutlich hat man nicht alle Inhalte umgesetzt.
  • Oder man hat die Inhalte nicht richtig oder gut genug umgesetzt.
  • Möglicherweise hat man nicht an sich geglaubt, hat das falsche Mindset, hat sich zu wenig committed.

Egal, ob die Erklärungen zutreffen oder nicht: Nach dem Kurs ist vor dem Kurs. Der absolvierte Kurs hat mich auf dem Weg ein gutes Stück weitergebracht, aber der Durchbruch ist ausgeblieben. Das Versprechen ist nur teilweise erfüllt.

Ich muss also weitere Kurse buchen. Seufz. Aber dann, ha, wenn ich den nächsten Kurs, wenn ich endlich den richtigen Kurs absolviert habe, dann ist es so weit. Dann starte ich durch. Ganz sicher!

Nur so ein Gedanke: Vielleicht liegt der Grund für „mangelnden Kurs-Erfolg“ gar nicht bei den Teilnehmer*innen?

Die Diskrepanz zwischen den Versprechungen in diversen Online-Kursen und der Realität ist groß. Klar gibt es immer wieder Teilnehmer*innen, die voll durchstarten. Weil der Zeitpunkt, die Voraussetzungen, die Persönlichkeit und das Thema einfach passen.

Die große Masse der Kursteilnehmer*innen allerdings, die ist langsamer unterwegs. Manche kommen mit dem Tempo nicht mit, haben Schwierigkeiten mit der Umsetzung, steigen vielleicht aus. Da ist nix mit schnellem Erfolg und Durchstarten.

Ich glaube, dass dieser „mangelnde“ Erfolg an zwei Punkten liegt:

  • Manche Kursanbieter*innen unterschätzen, was sie von ihren Teilnehmer*innen voraussetzen und verlangen. Die Anbieter*innen gehen bei der Kursgestaltung von ihrer eigenen Realität aus, und die trifft nicht für alle zu. Die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmer*innen, ihr Vorwissen, ihr technisches Wissen, der aktuelle Stand des Business, Betreuungspflichten, Energielevel, Gesundheit und Persönlichkeit sind extrem unterschiedlich. In die Kursgestaltung fließen diese Aspekte kaum ein. Wie auch. Kurse lassen sich ja nicht skalieren, wenn man auf alle eingeht.
  • Manche Versprechungen sind schlichtweg übertrieben und unrealistisch. Ich will gar keine Beispiele heraussuchen, sonst ärgere ich mich nur. Ganz easy reich und erfolgreich werden, das klappt jedenfalls nur in den seltensten Fällen.

Die Realität sieht anders aus als versprochen: Auch online dauert es, bis man Geld verdient. Schneller und leichter Reichtum ist das nicht!

Online-Business: Eva Dragosits beschriftet Post-Its, die an einer Glaswand kleben
Online-Kurse sind echt viel Arbeit

Einen spannenden Blogbeitrag zum Thema „Reißerisches Marketing“ findest du übrigens hier bei Anne Häusler, Überzeugen vs. Manipulieren im Marketing: Kennst du den Unterschied?. Auch sehr interessant ist der Blogbeitrag von Marike Frick, Marketing mit Anstand.

Was ich über Marktgeschrei und verheißungsvolle Marketing-Texte denke

Nix Gutes. Mich schreckt das ab. Ich mag unaufgeregte Verkaufstechniken. Das spricht mich mehr an als hektischer Hype.

Thema 2: Im Online-Business braucht man einen langen Atem. Einen seeehr langen Atem.

Im Online-Business braucht man Durchhaltevermögen und Ausdauer, bis man sein Business auf stabile Beine gestellt hat. Vor allem dann, wenn man als Einzelkämpfer ohne Team unterwegs ist und auf sein Geld achten muss. Da muss man sich erst jede Menge Kompetenzen aneignen, damit man überhaupt mal starten kann.

Ich zähle hier die wichtigsten Voraussetzungen und Kompetenzen auf, die man mitbringen sollte. Als Online-Anbieter*in braucht man unter anderem:

  • eine Positionierung,
  • ein Logo,
  • eine Webseite oder zumindest einen guten Social Media Auftritt,
  • professionelle Bilder von sich selbst,
  • Basis-Wissen zu Suchmaschinenoptimierung,
  • Grafikkenntnisse,
  • grundlegende Online-Marketing-Kenntnisse,
  • Wissen über Aufbau und Gestaltung  von Landing Pages und Sales Pages,
  • einen Newsletter-Anbieter,
  • eine Newsletter-Willkommensserie,
  • eventuell Facebook-Ads oder Google Ads,
  • vielleicht ein kostenloses Angebot oder ein Tiny Offer,
  • möglicherweise eine Kursplattform,
  • je nach Angebot eventuell einen Shop.
Eva Dragosits mit Schreibblock
Arbeiten am Kleinkram

Es kostet nicht nur viel Zeit und Energie, um dieses Online-Business überhaupt aufzubauen. Auch die Betreuung ist zeitaufwändig: Regelmäßige Blogbeiträge, Newsletter und Social Media Beiträge samt Grafiken und Bildern zu erstellen, das nimmt viel Zeit in Anspruch. Und die geht von der Arbeitszeit ab.

Es dauert also, bis man ein Online-Business aufgestellt hat und ins Laufen bringt. Das ist auch ganz normal so. Business-Aufbau geht nicht von heute auf morgen. Auch offline dauert es 3-5 Jahre, bis ein Business die erste schwierige Zeit überstanden hat.

Meine Strategie: Durchschnaufen und optimistisch bleiben

Ich mache mir immer wieder bewusst, dass der Aufbau des Online-Business seine Zeit dauert. Mein Business fühlt sich momentan zwar unfertig an, und der Erfolg nach außen ist für mich noch nicht so sichtbar wie erhofft. Trotzdem geht enorm viel weiter. Das darf ich nicht unterschätzen. Ich bin gut aufgestellt, und irgendwann wird das greifen.

Thema 3 in der Achterbahn Online-Business: Zu viel Gratis Content verdirbt den Markt.

Seit Beginn 2022 gibt es immer mehr tolle Gratis-Angebote auf dem Online-Markt. Das Niveau ist unglaublich; der Online-Markt ist gerade ein Schlaraffenland für Schnäppchen-Jäger*innen! Checklisten, Anleitungen, Webinare, mehrtägigen Workshop-Reihen, mehrwöchige Kurse. Unmengen von großartiger Content auf hohem Niveau gibt es da. Und alles umsonst. Es ist grandios!

Die Kehrseite: Die potenziellen Käufer*innen müssen nicht mehr kaufen. Sie müssen nur ein bisschen Energie aufbringen und herausfinden, wo sie das gewünschte Wissen gratis bekommen.

Bei dieser Gratis-Content-Schwemme ist es schwer geworden, die eigenen Produkte tatsächlich zu verkaufen. Also Geld dafür zu verlangen. Meine Erfahrung aus den letzten Monaten: Gratis-Wissen ist gerne gesehen. Aber sobald es um Geld geht, wird gezögert und abgewunken.

Versteh mich bitte nicht falsch: Ich mag Gratis-Angebote. Ich finde sie eine großartige Möglichkeit, um sich mit seiner Expertise vorzustellen. Die potenziellen Kund*innen können sich ein Bild von dir machen; sie finden heraus, ob sie mit dir können; und sie können abschätzen, ob deine Inhalte für sie passen.

Nur: Immer nur gratis arbeiten, das geht nicht. Arbeit ist ja kein Selbstzweck, sondern sollte letztendlich den Lebensunterhalt finanzieren.

Online-Business: Hände von Eva Dragosits auf der Tastatur
Launch vorbereiten

Ein Beispiel aus meinem eigenen Business: Ich habe 2021 eine kostenlose dreitägige Launch-Workshop-Reihe für meinen Online-Kurs umgesetzt und beworben. Vorbereitung inklusive Bewerbung haben gut 2 Monate in Anspruch genommen. Daneben blieb kaum Zeit für andere Arbeit.

Für mich hat das gepasst, weil ich unbedingt launchen wollte und mir den Launch in den Kopf gesetzt hatte 😊 . Aber zwei Monate intensiver Arbeitsaufwand für ein kostenloses Angebot, das muss man sich erst mal leisten können.

Was ich mir dazu denke

Ganz kurz und knackig: Für mich kann es so nicht weitergehen. Ich arbeite gerne, aber ich kann bei diesem Gratis-Trend nur begrenzt mitmachen. Ich werde mir genau überlegen, wie viel Wissen und welche Angebote ich kostenlos herausgebe. Sorry, not sorry.

Thema 4. Kenne deinen Wert und verlange ein Honorar, von dem du leben kannst??? Ja, eh.

In der Selbständigkeit ist angemessene Bezahlung ein großes Thema. Ich bin ein großer Fan der Einstellung, dass man seinen Wert kennen muss und sich nicht darunter verkaufen darf. Man darf und muss für Leistung ein angemessenes Honorar verlangen.

Nur sieht die Realität leider anders aus. Natürlich kann ich einen gewissen Preis verlangen. Aber was mache ich, wenn den niemand zahlen will – weil es ja immer jemanden gibt, der es billiger macht? Siehe auch Punkt 3: Ich glaube, dass durch die große Menge an Gratis-Content allmählich die Bereitschaft sinkt, für Leistung auch zu bezahlen.

Ich selber setze bei meinen Preisen angemessen und marktüblich an. Nicht niedrig, aber definitiv nicht teuer oder überteuert. Allerdings kommt bei Textarbeit schnell eine gewisse Anzahl an Stunden zusammen, vor allem wenn es um längere und anspruchsvolle Aufgaben wie Texte für eine komplette Webseite geht. Kund*innen sind oft überrascht davon, wie viel Zeit in eine gut durchdachte Landing Page oder Über-mich-Seite fließt, und welche Endsummen dabei entstehen.

Bei Jane von Klee findest du einen informativen Blogartikel zu einem ähnlichen Thema; auch die Kosten für Suchmaschinenoptimierung werden von Kund*innen gerne unterschätzt. In SEO-Preise: Wie viel kostet Suchmaschinenoptimierung erklärt sie, wie sich die Kosten für Suchmaschinenoptimierung ergeben.

Früher bin ich Kompromisse eingegangen und habe lieber zu billig gearbeitet, als einen Auftrag zu verlieren. Mittlerweile lehne ich Aufträge ab, bei denen ich kein angemessenes Honorar bekomme und mich selber ausbeuten würde. Erstens sind solche Aufträge ungemein stressig, unbefriedigend und schlecht fürs Selbstwertgefühl. Und zweitens verbaue ich mir durch solche Aufträge möglicherweise die Gelegenheit, spannendere Aufträge anzunehmen.

Onine-Business: Eva Dragosits sitzt gutgelaunt am Schreibtisch und schaut aufs Handy
Arbeiten am Handy. Und ja, Arbeit darf Spaß machen UND Geld bringen!

Diese Erfahrung, dass Leistung nicht geschätzt wird, kenne ich übrigens auch als Foodbloggerin. Ich erhalte immer wieder Kooperationsanfragen, bei denen ich wirklich wütend werde. Ein Beispiel: Anfang März erhielt ich eine Anfrage für eine Kooperation: Als Honorar für einen Instagram-Post würde ich zwei Flaschen veganes Ei erhalten.

Ernsthaft?!? Zwei Flaschen veganes Ei als Honorar für einen Instagram-Post?!? Der Post kostet mich inklusive Fotografieren, Bildbearbeitung und Text bei zügigem Arbeiten eine gute Stunde. Sorry, ich empfinde zwei Flaschen veganes Ei nicht als angemessene Entlohnung. (Ganz abgesehen davon, dass ich nicht vegan lebe.)

So gehe ich damit um, wenn jemand nicht angemessen zahlen will

Auch hier kann ich es kurz und knackig halten: Man muss es sich erst mal leisten können, schlecht bezahlte Aufträge abzulehnen. Aber wenn man sich das leisten kann, dann fühlt es sich super an!

Thema 5. Eine Art „Versager-Gefühl“: Erfolg haben nur die anderen.

Ich habe es schon in meinem ersten Blogartikel 2022 gesagt: Erfolg ist nicht für jeden gleich definiert. Es ist nur schwierig, sich in dieser Fülle von Erfolgs-Meldungen nicht mit anderen zu vergleichen und sich nicht klein zu fühlen.

Ich habe für mich Erfolg so definiert, dass ich eine gute Work-Life Balance habe. Ich bin gut aufgestellt und überzeugt von meiner Strategie. Es geht voran. Nur geht es so langsam!

Und momentan bringt der Work-Aspekt zu wenig ein. Das macht mich natürlich unrund: Ich würde gerne mehr Erfolg (und mehr Einnahmen 😁) sehen.

In der Facebook-Diskussion, von der ich in der Einleitung geredet habe, habe ich das offen zugegeben. Dann kam mein großes Aha-Erlebnis: Ich bin nicht die Einzige, die den Erfolg bei den anderen Menschen sieht, bei sich selber aber nicht! Plötzlich drehte sich die Diskussion im Kreis: Wer sich als gefühlt erfolglos outete, bekam sofort Zuspruch von anderen, die die Erfolge der jeweiligen Person sahen und aufzählten

Das war schön zu beobachten, hat mir aber zu denken gegeben. Wie kann es sein, dass man nach außen hin Erfolg hat, sich selber aber als wenig erfolgreich empfindet? Diese Diskrepanz hat mich wirklich erstaunt.

Mal überlegen: Wieso überhaupt Versager-Gefühl?!?

Ich habe daraufhin meine eigene Situation überdacht. Momentan wirft mich der Krieg in der Ukraine aus der Bahn. Ich bin verunsichert und nehme Dinge anders wahr als vorher. Dunkler.

Nüchtern betrachtet kann ich viele Erfolge vorweisen. Klar ist Luft nach oben, aber prinzipiell läuft’s gut.

Nur sehe ich bei der derzeitigen allgemeinen Unsicherheit und vor lauter Vergleichen gar nicht, was ich selber erreicht habe. Dabei ist das Gras ist auch in meinem eigenen Garten wunderschön grün.

Thema 6. Einzelkämpfer-Strudel: There´s too much to do  

Als Einzelkämpferin ist es schwierig, neben all dem Kleinkram Zeit zum Arbeiten zu finden. In Thema 2 habe ich ja aufgezählt, was alles zum Online-Business dazugehört. Man muss ordentlich ranklotzen, um so ein Business aufzustellen und am Laufen zu halten!

Es entsteht ein doofer Kreislauf: Je größer man wird, umso mehr ist zu tun. Und wenn das Geld fehlt, um Aufgaben auszulagern und sich gut aufzustellen, dann ist es eben nicht da. Man muss also selber ran – und investiert jede Menge Zeit, die vom Arbeiten abhält.

Wenig hilfreich ist das Input, das ich in diversen Online-Kursen höre: Man muss Leistungen auslagern, muss ein Team aufbauen. Dann kann man sich auf seine Arbeit konzentriere und verzettelt sich nicht auf Nebenbaustellen.

Stimmt. Aber es passt nicht für jede*n und nicht in jeder Situation. Man möchte sich mit der Investition in sein Unternehmen ja nicht in Existenznöte bringen.

Eva Dragosits sitzt am Schreibtisch, Handy am Ohr, und schreibt auf einen orangen Zettel
Einzelkämpferin mit Multitasking

Ein Kollege von mir führt sein Online-Business folgendermaßen:

  • Eine Strategie samt Recherche für Blogartikel-Themen ließ er sich erstellen.
  • Die Blogartikel lässt er von diversen Autoren schreiben.
  • Die Grafiken für den Instagram-Auftritt kauft er zu.
  • Die Betreuung der Social Media Kanäle und die Buchhaltung übernimmt eine Teilzeitkraft.
  • Die Hotline betreut ein Freelancer.
  • Er selber konzentriert sich auf sein Produkt und seine eigentliche Arbeit als Programmierer.

Ich finde das toll: Durch das Auslagern hat er hat sich freigeschaufelt von „Kleinkram“ und kann sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren. Und weil seine Einnahmen ausreichend sind, kann er sich diese Freelancer auch leisten.

Wenn man allerdings wie ich erst am Anfang steht, ist Auslagern eine wackelige Angelegenheit. Klar kann ich in Vorleistung gehen. Aber was, wenn die Einnahmen ausbleiben? Das Risiko ist groß. Wenn es finanziell knapp ist, muss man sich das mit dem Auslagern gut überlegen.

Bei Alexandra Polunin findest du einen spannenden Blogbeitrag zum Thema „Online-Business als Frau“: Dream big? Und wer macht die Wäsche? Warum wir dringend über den Gender Care Gap reden müssen. Eine sehr empfehlenswerte Tirade über Online-Marketing und die ernpcthernde REalität vieler Frauen, lies unbedingt rein!

So gehe ich mit dem Einzelkämpfer-Stress um

Ich muss gestehen, dass mich die momentane Situation überfordert. Ich bin eine Einzelperson, und ich bin nie fertig mit der Arbeit!

Die Ideen für neue Produkte und Angebote sind da, die Zeit aber nicht.  Jedes neue Projekt kostet mich Monate, bis es umgesetzt und eingerichtet ist. Und während ich ewig daran herumwerke, ziehen gefühlt „alle anderen“ an mir vorbei.

Ich glaube, ich mache einfach meinen Frieden damit und lass mich nicht irre machen von den vielen To-Dos und Must-haves da draußen. Da muss ich zwar viele Möglichkeiten und coole Ideen sausen lassen, aber das ist dann eben so. Ich kann nicht noch mehr oder noch schneller arbeiten.

7. Kopflos unterwegs: Wo ist die Richtung im Online-Business? Wohin geht´s?

Wiederum nur mein persönlicher Eindruck: Die Online-Welt ändert sich gerade massiv. Ist okay. Ich bin mir nur nicht sicher, ob irgendjemand weiß, wo’s hingeht!

Ein paar Beispiele:

  • Im Frühjahr/Sommer 2021 hat Pinterest die Strategie verändert. Mittlerweile kommen viel weniger Menschen über Pinterest auf den Backblog als vorher.
  • Die Google-Updates 2021 haben die Performance meiner Webseiten verschlechtert.
  • Die DSGVO erfordert laufend Anpassungen.
  • Freebies dürfen seit Jänner 2022 nicht mehr Freebies heißen. Jetzt sind es kostenlose Angebote der 0-Euro-Angebote
  • Meta wirkt momentan unberechenbar und sieht ständig anders aus.
  • Die Richtlinien für Facebook Ads ändern sich laufend.
  • Die üblichen Verkaufs-Funnels dürften nicht mehr funktionieren. Kathrin Hill empfiehlt in ihren letzten Tipps sogar, mit dem Aufbau von Funnel zu warten.

Generall wirkt es so, als fehlt die Richtung. Niemand weiß genau, wohin es geht und welche Tipps nächsten Monat noch funktionieren.

Wie kommt man jetzt also an Kund*innen heran?!? Auf welche Strategie setzt man? Wie geht es weiter? Und wie macht man selber weiter?

So gehe ich mit diesem Online-Turbo um: Ich chill jetzt mal

Meine ganz banale Erkenntnis: Es nervt. Ich kann mir nicht permanent neues Wissen aneignen und ständig neue Trends ausprobieren.

Ich sehe mich darin bestärkt, dass ich so weitermachen werde wie bisher. Social Media nütze ich gerne, aber nicht extensiv. Ich konzentriere mich darauf, gute Arbeit zu leisten, Angebote und Produkte mit Mehrwert zu erstellen, und authentisch zu bleiben.

Wie geht es weiter mit der Achterbahn Online-Business?

Im Corona-Jahr 2020 sind zeitgleich viele Unternehmen auf online umgestiegen. Darunter auch Coaches, Berater*innen, Dienstleiter*innen, die bis dahin ihre Kund*innen offline gefunden hatten.

Viele von ihnen haben sich sofort um den Aufbau ihres Online-Business gekümmert. Je nachdem, wie viel zu tun ist und wie intensiv man dran ist, dauert das meiner Schätzung nach ein halbes bis ein ganzes Jahr. Also müssten etwa Anfang 2021 viele Unternehmen online gut aufgestellt gewesen sein.

2021 wäre für diese Unternehmen das zweite Online-Business-Jahr. Meines Wissens nach sind beim Unternehmensaufbau die ersten drei Jahre kritisch. Klar, dass es im zweiten Jahr noch nicht rund läuft.

Jetzt wäre dritte Business-Jahr angebrochen. Der große durchschlagende Erfolg ist bei vielen noch nicht da, dafür war die Zeit zu kurz. Dazu kommt, dass die Corona-Krise allmählich beherrschbar wird. Offline tritt wieder stärker in den Vordergrund. Der Zwang, online sichtbar zu sein, lässt nach.

Ich vermute, dass sich in den nächsten Monaten viele Anbieter*innen aus dem Online-Bereich zurückziehen werden und wieder in Präsenz und Offline arbeiten werden. Der Markt wird sich erneut verändern.

Vielleicht muss man einfach dranbleiben und das verflixte dritte Jahr durchstehen!

Deshalb ist mein persönliches Fazit: Dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben. Ich zahle durchaus einen hohen Preis für die Selbstständigkeit. Wenn ich aber mit dem vergleiche, was ich in Dienstverhältnissen erlebt habe, dann ist es mir das wert!!!

*Affiliate Links/Werbung: Die Links sind Affiliate Links. Wenn du darüber bestellst, erhalte ich eine kleine Provision. Der Kaufpreis bleibt für dich gleich. Ich bedanke mich für die Unterstützung!

Ein paar dieser Bücher sind schon auf meiner Einkaufliste. Hast du weitere Buchtipps – oder andere Tipps – die dir weitergeholfen haben? Schreib sie mir gerne in den Kommentaren, ich bin immer neugierig auf Tipps und Empfehlungen!

Hier kannst du dir meine SEO-Checkliste für 0 Euro holen. Sie hilft dir dabei, Blogbeiträge und Website-Texte zu schreiben, die im Internet auch gefunden werden.

Abonniere gerne den Newsletter. Ich halte dich darin über neue Blogartikel, Angebote, Ideen und Produkte auf dem Laufenden.

3 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Liebe Eva,
    du triffst den Nagel sooo auf den Kopf!
    Immer wieder danke für deine Ehrlichkeit und das Teilen deiner Erfahrungen.
    Das Beste aus diesen vielen Kursen sind Menschen wie du, die ich dadurch kennenlernen durfte. 🙏
    Liebe Grüße Carmen

  2. Silke sagt:

    Liebe Eva,
    ich kann dir nur von oben bis unten von Herzen zustimmen. Fühle mich mit meinem Frust nun nicht mehr so ganz alleine ♥.
    So schön, dass es dich gibt.
    Sonnige Grüße
    Silke

    1. Eva Dragosits sagt:

      Liebe Silke,
      ich glaube, dass schwierige Phasen dazugehören. Nur spricht man wenig darüber.
      Liebe Grüße! Eva

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert